Alpweihnachten, ungefähr

Die Regenfälle der letzten Tage waren eindrücklich. Die Bergbäche, in denen wir zuvor noch gemütlich die Hitzenachmittage verbracht hatten, schwollen zu tosenden, schwarzen Strömen an und rissen Bäume, die Brücke und die Sändelisachen von Matthias in’s Tal. Ein Darüberkommen war undenkbar und die Ziegen mussten sich mit den wenigen Schermen spendenden Bäumen diesseits des Baches begnügen – suchten aber ohnehin die meiste Zeit Zuflucht im Stall. Dort wurden sie natürlich nicht satt, weshalb einige schlaue Geisslein sogleich unseren schönen Gemüsegarten plünderten. Uns ging es desweilen nicht viel besser: Der Strom war bald alle und das undichte Hüttendach zeigte uns auch das kleinste, bisher unbekannte Löchlein. In’s Käsekessi und in’s Bett tropfte es immerhin nicht.

Dann kam der Schnee, und so fällten wir ein Tännchen, buken Lebkuchen und waren voller Nächstenliebe und glücklich. Und wenn wir nicht erfroren sind, dann singen wir noch heute.

Ansonsten sorgen die Böcke weiterhin für Unterhaltung: Schweissgebadet stand Florian letztens um halb neun schon wieder in der Hütte, im Schlepptau Neve, das Gitzi einer der Ziegen von Rahel. Neve war unbeobachtet bockig geworden, und im Zweikampf mit Serge, einem der Böcke, hat Florian die Teenie-Schwangerschaft verhindert.

Schlussendlich sind solche Anekdoten ja nichts anderes als Zeugnisse der verhältnismässig natürlichen Lebensweise, welche Geissen oft haben dürfen: Besamer ist nicht der/die Tierarzt.in sondern der Bock, und Gitzis bleiben bei der Mutter und dürfen saugen. Weibliche Gitzis und ihre Mütter dürfen bei uns einfach das Alpleben geniessen. Gitziböcklein werden in der Regel vor Alpaufzug geschlachtet. Deren Mütter werden ab dann gemolken: Dies sind unsere Milchziegen. Diese artgerechte Haltung ist mit ein Grund, weshalb wir Fan von Ziegen und deren Produkten sind.






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